Die Geschichte des Protektionismus
der Neuzeit beginnt bereits mit dem Absolutismus des 16. bis 18. Jahrhunderts.
Die merkantilistische Wirtschaftspolitik diente den absolutistischen Herrschern
dazu, ihre Abhängigkeit von den standesstaatlichen Kontrollen des Adels und des
Klerus abzuschütteln. Die Ständeparlamente hatten vor allem das Recht der
Steuerbewilligung. Im Zuge dieser Reformen wurde ein stehendes Heer und ein
Beamtenapparat geschaffen, Einrichtungen, welche zusätzliche Steuerquellen
notwendig machten, welche nicht vom Parlament kontrolliert werden mussten. So
kam es zur Einführung und Erhöhung indirekter Steuern, insbesondere der Zölle.
Voraussetzung dafür, dass die
Zoll- und Steuereinnahmen stiegen, war jedoch die Ausweitung der Produktion und
des Handels. Der Staat bemühte sich, den inländischen Absatz vor ausländischer
Konkurrenz zu schützen, gleichzeitig aber neue Absatzmärkte im Ausland zu
erschließen. Beide Ziele zusammen führten zu Bemühungen für eine Aktivierung
der Handelsbilanz.
Eine aktive Handelsbilanz war
allerdings auch deshalb notwendig, um auf diese Weise einen Goldimport und
indirekt eine Ausweitung der umlaufenden Geldmenge zu erreichen. Die Ausweitung
der Geldmenge wurde für notwendig erachtet, um eine Deflation zu verhindern,
die das wirtschaftliche Wachstum wiederum gelähmt hätte. Vor allem für Frankreich
galt, dass es nicht über ausreichende Goldquellen verfügte und deshalb darauf
angewiesen war, dass Gold mittels einer passiven Devisenbilanz importiert
wurde. Es herrschte damals das System der Goldwährung vor. Importe konnten mit
Devisen bezahlt werden; wenn jedoch die Devisenerlöse aus dem Export nicht
ausreichten, um die beabsichtigten Importe zu finanzieren, musste der Saldo der
Devisenbilanz in Gold ausgeglichen werden.
Da eine aktive Handelsbilanz des
Inlandes immer begleitet wird von einer passiven Handelsbilanz des Auslandes,
herrschte im Merkantilismus die Grundüberzeugung vor, dass zwischen den
Nationen eine Konfliktbeziehung herrsche und dass der eigene nationale Vorteil
immer dem Ausland einen Nachteil bringe.
Zur Realisierung einer aktiven
Handelsbilanz bediente man sich im Merkantilismus der Instrumente der
Importzölle und Exportprämien für Güter, weiterhin der Instrumente der Verbote
und Kontingentierungen. Da allerdings die Rohstoffbasis zu gering war, um die
Güterproduktion auszuweiten, bemühte man sich im Merkantilismus auch darum, Rohstoffexporte
zu unterbinden und Rohstoffimporte zu fördern.
Recht typisch für die
merkantilistische Haltung war der Methuen-Vertrag, den England und Portugal im
Jahre 1703 abgeschlossen haben, der vorwiegend den Zweck verfolgte, Importe aus
Frankreich möglichst zu verhindern.
Der Liberalismus, der vor allem
von Adam Smith und David Ricardo im ausgehenden 18. Jahrhundert entwickelt
wurde, wandte sich gegen jede Form staatlicher Reglementierung, da diese die
innovative Aktivität der Unternehmer und damit das wirtschaftliche Wachstum
hemme. Der Markt allein führe zu einer optimalen Lösung der wirtschaftlichen Probleme.
Es war die Grundthese des Liberalismus, dass zwischen den einzelnen Volkswirtschaften
weniger Konfliktbeziehungen als harmonische Beziehungen bestünden. Man ging von
der Vorstellung aus, dass Freihandel allen beteiligten Staaten Vorteile bringe,
entsprechend der von David Ricardo entwickelten Theorie der komparativen Kosten
sogar den Staaten, bei denen alle Güter zu überdurchschnittlich hohen Kosten
produziert werden. Jedes Land könne aus dem Außenhandel Vorteile ziehen.
Die Bekämpfung des Auslandes über
Zölle führe zu einem Zollkrieg. Die anfänglichen Verbesserungen in den terms of
trades aufgrund einer Zolleinführung gingen hierdurch wieder verloren,
gleichzeitig vermindere sich aufgrund der gegenseitigen Zölle das Außenhandelsvolumen
und mit ihm die weltwirtschaftliche Produktivität. Beide Nationen verlören also
langfristig durch einen Zollkrieg.
Diese liberalen Ideen führten zur Gründung
der Anti-Corn-Law-League, die unter Leitung von R. Cobden 1846 die Abschaffung
der Kornzölle anstrebte, ein Ziel, das auch 1846 erreicht wurde. In der Folge
wurden liberale Handelsverträge, z. B. der Cobden-Vertrag 1860 zwischen England
und Frankreich abgeschlossen. In dessen Mittelpunkt stand die Meistbegünstigungsklausel,
die dem Vertragspartner zusicherte, alle Begünstigungen, die in Zukunft dritten
Staaten eingeräumt würden, auch dem Vertragspartner zu gewähren.
In den 90er Jahren des 19.
Jahrhunderts kam es vor allem in Deutschland und in den USA zu einer Hinwendung
zum Protektionismus. Die Grundlage bildete in Deutschland die Theorie von
Friedrich List, wonach die Wettbewerbsfähigkeit vom wirtschaftlichen Entwicklungsstand
einer Nation abhänge. Zu Beginn einer industriellen Entwicklung entstünden hohe
Einführungskosten, aufgrund derer ein Entwicklungsland nicht mit den Ländern
konkurrieren könne, die bereits weiter fortgeschritten seien und deshalb keine
Entwicklungskosten mehr aufbringen müssten.
Deshalb sollten Staaten, die – wie
damals Deutschland – in der Anfangsphase der Industrialisierung stünden und
deshalb noch hohe Entwicklungskosten aufzubringen hätten, durch Erziehungszölle
gegenüber bereits weiterentwickelten Staaten wie damals England geschützt
werden. Der Industrialisierungsprozess Englands habe nämlich bereits etwa 50
Jahre vor dem Deutschlands begonnen, deshalb habe England im Gegensatz zu
Deutschland keine Entwicklungskosten mehr aufzubringen. Ein Freihandel würde in
einer solchen Ausgangssituation den Aufbau der deutschen Industrie behindern,
obwohl die Wettbewerbsunfähigkeit Deutschlands lediglich darauf beruhe, dass
Deutschland vorübergehend noch Entwicklungskosten zu zahlen habe.
Otto v. Bismarck machte sich diese
Gedankengänge zu Eigen und führte in den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts in
Deutschland Getreide- und Eisenzölle ein. Die Schutzzollpolitik der USA Ende
des 19. Jahrhunderts wurde vor allem von den Gewerkschaften gefordert. Sie
befürchteten, dass Freihandel den Wettbewerb mit den Niedriglohnländern
begünstige und zu Importen aus Niedriglohnländern führe. Damit seien die USA
als Hochlohnland automatisch im Wettbewerb benachteiligt. Auf dem Wege eines
Freihandels fände nämlich ein Druck auf die Löhne statt.
In der Zeit zwischen dem 1. und 2.
Weltkrieg wurde im Rahmen des Völkerbundes der Versuch unternommen, den
internationalen Güterverkehr wiederum zu liberalisieren. So kam es zu einer
generellen Liberalisierung des Außenhandels, nicht nur im Rahmen der
Währungspolitik, sondern auch im Rahmen der Handelspolitik, hier durch
Reduzierung von Einfuhrzöllen und Abschaffung von Einfuhr- und
Ausfuhrkontingenten.
Diese Bemühungen wurden jedoch
durch Inflationsprozesse Anfang der 20er Jahre des 20. Jahrhunderts behindert,
da im Zuge dieser Entwicklungen hohe Handelsbilanzungleichgewichte entstanden,
die man wiederum mit Hilfe protektionistischer Maßnahmen zu bekämpfen versuchte.
Diese Ungleichgewichte in den Handelsbilanzen wurden vor allem dadurch
ausgelöst, dass die einzelnen Länder recht unterschiedlich hohe Inflationsraten
aufwiesen.
In Deutschland wurden die
Liberalisierungsbemühungen dadurch zusätzlich behindert, dass Deutschland
Reparationszahlungen zu leisten hatte, die nur verwirklicht werden konnten,
wenn die Empfangsländer Handelsbilanzdefizite zugelassen hätten. Hierzu waren
jedoch die Siegermächte England und Frankreich nicht bereit. Sie verhinderten
durch Zölle und andere protektionistische Maßnahmen die Entstehung eines
Defizits in deren Handelsbilanz.
Die Weltwirtschaftskrise Ende der
20er und Anfang der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts führte wiederum in
einzelnen Ländern, wie vor allem in England zu Devisenbilanzdefiziten; England
wertete das Pfund ab, es folgten weitere Staaten in der Abwertung ihrer Währung,
es kam zu einem Abwertungswettbewerb und wiederum wurde zu protektionistischen
und dirigistischen Maßnahmen gegriffen, um die ZB-Defizite zu überwinden.
Der Wiederaufbau der deutschen
Industrie erfolgte – entgegen aller Grundsätze einer ordentlichen
Unternehmungsführung – weiterhin durch kurzfristige Kredite aus den USA, die im
Zusammenhang mit dem Börsenkrach Ende der 20er Jahre gekündigt wurden, aber wegen
der langfristigen Anlage nicht zurückerstattet werden konnten. Deutschland
antwortete hierauf mit einem
Schuldenmoratorium.
Die Überwindung der
Weltwirtschaftskrise war in Deutschland begleitet durch den Übergang zu der
NS-Regierung, welche von Autarkiebestrebungen bestimmt war und damit schon aus
ideellen Gründen die Freihandelsbestrebungen beendete. Der Übergang zur
Kriegswirtschaft im 2. Weltkrieg brachte den Freihandel vollkommen zum
Erliegen.
Gegen Ende des 2. Weltkrieges
bemühten sich die Siegermächte im Rahmen der Havanna-Charta und der
GATT-Verhandlungen um eine Liberalisierung des Welthandels. Die Havanna-Charta
sah einen Abbau der Ein- und Ausfuhrverbote und des Dumpings vor, gleichzeitig wurde
die allgemeine Meistbegünstigungsklausel wieder eingeführt, wonach jedem Vertragspartner
alle Vergünstigungen zugesagt werden, welche in Zukunft anderen
Vertragspartnern eingeräumt werden. Die Havanna-Charta trat nicht in Kraft, vor
allem weil das Parlament in den USA die Ratifizierung verweigerte.
Allerdings fanden multinationale
Verhandlungen über einen gemeinsamen stufenweisen Abbau der Zölle statt, doch
es wurden Präferenzsysteme (Commonwealth, EG) zugelassen; auch wurden
dirigistische Maßnahmen zur Beseitigung von Ungleichgewichten in der ZB
vorübergehend erlaubt. Diese Verhandlungen endeten mit dem GATT-Abkommen (General
Agreement on Tarifs and Trade). Am GATT-Abkommen beteiligten sich die meisten
westlichen Industrieländer, aber auch einige Ostblockstaaten und
Entwicklungsländer. Allerdings zogen sich die Verhandlungen sehr schleppend hin
und führten zunächst nur zu einer geringfügigen Reduzierung des allgemeinen
Zollniveaus.
Einen wesentlichen Fortschritt
brachte erst die Kennedy-Runde 1964 - 1967. John F. Kennedy hatte eine
generelle 50%ige Zollsenkung vorgeschlagen, de facto kam es zu einer Senkung
von etwa 35%. Parallel zu diesen Bemühungen um einen Abbau des allgemeinen
Zollniveaus kam es partiell zu Zollpräferenzsystemen. Gleichzeitig bestanden im
Rahmen der UNCTAD und auch der EG Bemühungen, den Entwicklungsländern gewisse
Zollpräferenzen einzuräumen.
Die beiden Ölkrisen Anfang und
Ende der 70er Jahre (1973 - 1975 / 1979 - 1983) führten in fast allen
Ölimportländern zu erheblichen Defiziten in der Handelsbilanz. Die Ursache für
diese beiden Krisen lag im Ölboykott der arabischen Staaten. So wurden die
Ölpreise um circa 300 - 400 % angehoben.
Die erste Ölkrise hatte allerdings
in der BRD nur geringfügige Einflüsse auf die Handelsbilanz, da zur gleichen
Zeit eine starke DM-Aufwertung stattfand. Die 2. Ölkrise führte hingegen zu
starken Defiziten auch in der Leistungsbilanz der BRD in den Jahren 1980 und
1981. Auch die DM-Ölpreise glichen sich an den Dollarpreisanstieg weitgehend
an.
Indirekt haben die beiden Ölkrisen
sicherlich zu einer erneuten Zunahme protektionistischer Tendenzen beigetragen,
die sich vorwiegend in nicht-tarifären Handelsbehinderungen niederschlugen. Die
beiden Ölkrisen hatten nämlich über einen Ölpreisanstieg und über
Handelsbilanzdefizite zu einer weltweiten Rezession geführt und auf diesem Wege
die protektionistischen Bestrebungen gefördert. Allerdings bleibt zu vermerken,
dass die Leistungsbilanz der BRD ab Mitte der 80er Jahre wiederum stark aktiv
wurde und dass in der 2. Hälfte der 80er Jahre die Ölpreise einem starken
Zerfall ausgesetzt waren.
Diese Tendenz wurde durch die von
Hussein ausgelöste Golfkrise erneut durchbrochen. In den folgenden Monaten kam
es erneut zu einem starken Anstieg in den Ölpreisen, ein Anstieg der allerdings
weder durch reduzierte Ölfördermengen, noch durch erhöhten Bedarf erklärt
werden konnte. Wiederum kam es zu einer Verstärkung der nicht-tarifären Handelshemmnisse.
Die 90er Jahre führten erneut zu
einer Liberalisierung des Handels. Innerhalb Europas brachte die Einführung des
europäischen Binnenmarktes einen weitgehenden Abbau der nicht-tarifären
Handelshemmnisse, gleichzeitig wurde der Dienstleistungsverkehr liberalisiert.
Schließlich wurden alle Kapitalverkehrskontrollen, die bisher vor allem zur
Überwindung der Devisenbilanzdefizite erlaubt waren, verboten.
Weltweit brachten verschiedene
GATT-Runden (vor allem die Tokio-Runde Ende der 70er Jahre und die Uruguay-Runde
in den 90er Jahren) eine drastische allgemeine Zollsenkung von jeweils ca. 30
%. Entspannungsbemühungen wurden auch in
den 90er Jahren innerhalb der KSZE eingeleitet.
1.
Theoretische Grundlagen
Die Ziele der Handelspolitik sind
sehr vielfältig. So geht es um eine Vermehrung der Weltwohlfahrt, weiterhin um
die Wohlfahrtssteigerung der eigenen Volkswirtschaft und schließlich um den
Schutz einzelner Sektoren oder Bevölkerungsgruppen.
Die Staaten verfolgen innerhalb
der Handelspolitik erstens Autarkieziele. Danach soll die Nachfrage vor allem
nach Grundnahrungsmittel und nach den wichtigsten Energie-Rohstoffen
vorwiegend durch eigene Produktion sichergestellt werden, um nicht zu sehr in
Abhängigkeit anderer Staaten zu geraten.
Die Handelspolitik dient zweitens
dazu, dem Staat insbesondere über Zölle Einnahmen zu beschaffen. Dieses Ziel
wird vor allem von den Entwicklungsländern verfolgt, in denen die Zolleinnahmen
einen beachtlichen Prozentsatz der Gesamteinnahmen des Staates ausmachen. In
den hoch entwickelten Staaten trat dieses Ziel zurück. De facto machen Zolleinnahmen
in diesen Staaten nur ganz wenige Prozentpunkte der staatlichen Gesamteinnahmen
aus.
Worin besteht nun die
Fragestellung der Außenhandelstheorie? Sie will den Nachweis führen, dass die
Einführung eines Freihandels die Weltwohlfahrt erhöht; dies ist der allokative
Aspekt der Außenhandelstheorie. Sie befasst sich weiterhin mit der Frage, unter
welchen Bedingungen die Verteilung der Weltwohlfahrt auf einzelne Länder und
Sektoren beeinflusst werden kann; dies ist der distributive Aspekt dieser
Theorie.
Im Rahmen der Außenhandelstheorie
wurden vor allem zwei maßgebliche Theorien entwickelt: Die Theorie der
komparativen Kosten, welche bereits von David Ricardo – einem Hauptvertreter
der klassischen Wirtschaftstheorie – formuliert wurde und das
Heckscher-Ohlin-Theorem, welches Gegenstand der neoklassischen Theorie wurde.
Die Grundthese der von David
Ricardo entwickelten Theorie der komparativen Kosten besagt: Im Außenhandel
bestimmen nicht die absoluten, sondern die komparativen Kosten über die
Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft. Hierbei werden die komparativen Kosten
als Kostenverhältnisse (k1/k2)
definiert. Die komparativen Kosten des Inlandes werden mit denen des Auslandes
in Beziehung gesetzt, wobei das Inland dann in Gut 1 einen komparativen Vorteil
aufweist, wenn folgende Beziehung gilt:
(k1/k2)I < (k1/k2)A
kn ; Stückkosten I: Inland
A:Ausland
Die Theorie der komparativen
Kosten geht davon aus, dass jede Volkswirtschaft mindestens in einem Gut einen
komparativen Kostenvorteil aufweist, und zwar auch dann, wenn die absoluten
Kosten des Inlandes bei allen Gütern höher als im Ausland liegen. Die einzige
Ausnahme von dieser Regel würde nur dann gelten, wenn die Kostenstrukturen
aller Länder identisch wären.
Die Grundlage dieser Theorie in
ihrer ursprünglichen Form liegt in der klassischen Arbeitswertlehre: Die
relativen Preise sind langfristig nur vom Angebot, und zwar von den
Durchschnittskosten bestimmt. Die Nachfrage hingegen beeinflusst nur kurzfristig
die Preishöhe. Alle Kosten lassen sich im Rahmen der Arbeitswerttheorie auf
einen homogenen Faktor Arbeit und damit auf eine bestimmte Anzahl von
Arbeitsstunden zurückführen.
Die Rente ist Folge von
Preissteigerungen, kann also nicht Ursache der langfristigen Preishöhe sein.
Die Kapitalkosten (Zinskosten) erhöhen alle Preise proportional, scheiden also
als Bestimmungsgrund der Preisverhältnisse aus. Voraussetzung für diese Aussage
ist allerdings, dass die Nutzungsdauer bei allen Kapitalgütern gleich groß ist.
Die Struktur der einzelnen Arbeitsqualitäten wird technisch bestimmt, sodass
verschiedene Arbeitsstunden in eine Standardgröße umgerechnet werden können.
Die Technik legt die Höhe der Durchschnittskosten eindeutig fest, es besteht
vor allem keine Abhängigkeit von der Ausbringungsmenge.
Ricardo versuchte nachzuweisen, dass
eine Vergrößerung der Weltproduktion erzielt wird, wenn sich jedes Land auf die
Güter spezialisiert, in denen es einen komparativen Kostenvorsprung aufweist.
Die Tabelle vergleicht die
Produktionsverhältnisse vor und nach der Spezialisierung durch den Außenhandel.
Das Inland hat einen komparativen Vorteil in Gut 1 und wird sich deshalb nach
Aufnahme des Außenhandels auf dieses Gut spezialisieren, während das Ausland
komparative Vorteile in Gut 2 besitzt und sich deshalb auf dieses Gut
spezialisiert. Wie die Tabelle zeigt, werden nach der Spezialisierung sowohl
von Gut 1 wie von Gut 2 mehr Güter produziert.
Es besteht hier eine Tendenz zur
vollständigen Spezialisierung, da sich die Kosten und damit auch die
Kostenverhältnisse nach Aufnahme des Außenhandels nicht verändern. Wenn wir den
Spezialisierungsprozess schrittweise verfolgen, so gilt bei jedem
durchgeführten Umfang der Spezialisierung, dass beide Länder jeweils in einem Gut
einen eindeutigen Kostenvorteil besitzen und dass deshalb eine Ausweitung der
Spezialisierung solange vorteilhaft bleibt, bis schließlich eine vollständige
Spezialisierung erreicht ist.
Es wird auch keine Aussage darüber
gemacht, wie sich der Außenhandelsgewinn auf die beiden Länder verteilt. Der
neue Gleichgewichtspreis liegt – je nach Machtverhältnissen – zwischen den
bisherigen komparativen Kosten beider Länder.
Wie kommt es nun zu dieser
Spezialisierung? Zunächst exportiert das Land mit den absolut niedrigeren
Kosten (in unserem Beispiel das Ausland) beide Güter. Dieses Land erzielt
deshalb zunächst einen positiven Leistungsbilanzsaldo. Das Inland zahlt seine
Importe mit Gold, es fließt also Gold ins Ausland, während das Inland Gold
verliert. Entsprechend der Praxis der Notenbanken wird im Inland die Geldmenge
reduziert, es kommt zu allgemeinen Preissenkungen, während im Ausland die umlaufende
Geldmenge ansteigt und mit ihr das allgemeine Preisniveau. Die
Preisverhältnisse nähern sich einander an. Schließlich ist das Exportland (in
unserem Beispiel das Ausland) nur noch in dem Gut absolut billiger, das auch
die geringeren komparativen Kosten aufweist. Das Inland bietet somit das Gut
mit den komparativen Kostenvorteilen auch zu einem geringeren Preis an, es
kommt zum Austausch beider Güter und der Saldo der Devisenbilanzen kann sich
wiederum verringern.
Diese Schlussfolgerungen gelten
analog in Systemen freier Wechselkurse; hier führt nicht der Export oder Import
von Gold, sondern Auf- bzw. Abwertungen der Devisenkurse schließlich zu dem
aufgezeigten Ergebnis.
Die ursprüngliche Theorie der
komparativen Kosten enthielt mehrere ungeklärte Fragen. So wurde nicht geklärt,
wie die Nachfrage die Höhe des Preises bestimmt. Auch ist die Annahme, dass es
nur einen Produktionsfaktor (eine standardisierte Arbeitskraft) gibt, unhaltbar.
Der Versuch Ricardos, vor allen den Produktionsfaktor Kapital als Bestimmungsgrund
der Preisbildung auszuscheiden, war gescheitert. Der prozentuale Anteil der
Zinskosten an den Gesamtkosten wäre nur dann bei allen Produktionen gleich und
würde nur dann die Preisstruktur der einzelnen Güter nicht beeinflussen, wenn
bei allen Produktionen die Nutzungsdauer des Kapitals gleich lang wäre. Dies
widerspricht jedoch jeder Erfahrung. Schließlich gehen wir seit der Neoklassik
davon aus, dass die Durchschnittskosten von der Ausbringungsmenge abhängen und
mit der Produktionsausweitung im Allgemeinen ansteigen.
Gustav von Haberler hatte nun
vorgeschlagen, anstelle der Arbeitskosten Opportunitätskosten zu wählen.
Hierbei geben die Opportunitätskosten an, auf wie viel Nutzen des Gutes X2
verzichtet werden muss, um eine Einheit des Gutes X1 zu
erwerben. Wir gehen also davon aus, dass das Einkommen oder auch die Ressourcen
für mehrere Alternativen eingesetzt werden können. Man entscheide sich für
Alternative 1, die zweitbeste Wahl wäre die Alternative 2 gewesen. In diesem
Falle geben die Opportunitätskosten der getroffenen Wahl an, dass auf den
Nutzen verzichtet werden muss, der bei der zweitbesten Wahl erzielt worden
wäre.
Alfred Marshall hatte zur
Erklärung des Außenhandels das Konzept der Tauschkurven entwickelt. Diese
stellen eine Art kombinierte Angebots- Nachfragekurve dar, die sich allerdings
nicht auf einen einzelnen Markt, sondern auf den gesamten Außenhandel eines Landes
bezieht. Auf der Abszissenachse werden die Exportmengen, auf der Ordinatenachse
die Importmengen abgetragen. Die Preisverhältnisse (die sogenannten Terms of
Trade) werden am Fahrstrahl durch den Koordinatenursprung gemessen. Eine solche
Kurve kann dann als Exportangebots- und zur gleichen Zeit als
Importnachfragekurve gedeutet werden.
J. Meade leitete diese
Tauschkurven aus dem Indifferenzkurvensystem ab. Betrachten wir hierzu
folgendes Vier-Quadranten-Diagramm:
Im Quadranten I (Nordwest) wird
die Transformationskurve und die Schar kollektiver Indifferenzkurven des
Inlandes dargestellt, wobei der Einfachheit halber nur die Indifferenzkurve
eingetragen wurde, welche die Transformationskurve tangiert. Die Abszissenachse
misst hierbei das Gut, das bei einer Spezialisierung exportiert wird, die
Ordinatenachse hingegen das Gut, das bei einer Spezialisierung importiert
würde.
Im Quadranten III (Südwest) werden
die Transformationskurve und die Schar kollektiver Indifferenzkurven des
Auslandes analog zu den inländischen Kurven dargestellt. Im Quadranten II
(Nordost) schließlich werden dann die Tauschkurve des Inlandes und des Auslandes
aus den Informationen der Quadranten I und III abgeleitet.
Betrachten wir zunächst den
Autarkiezustand. Der Tangentialpunkt beider Kurven gibt an, bei welcher
Güterkombination die Volkswirtschaft ihr Optimum realisieren würde, wenn kein
Außenhandel betrieben würde.
Fügen wir nun in unser Diagramm
die Möglichkeit des Imports ein. Das Importgut des Inlandes wird – wie bereits
angegeben – auf der Ordinate abgetragen. Wir verschieben hierzu den aus der
Transformationskurve gebildeten Produktionsblock nach oben. Wir erhalten auf
diese Weise einen neuen Tangentialpunkt mit einer Indifferenzkurve höheren
Nutzens. Der Betrag, um den wir den Produktionsblock nach oben verschoben
haben, misst den Umfang der Importgüter, die Gesamtordinate hingegen die Summe
aus im Inland produzierten und importierten Güter (Im.)
In gleicher Weise können wir den
Produktionsblock nach rechts verschieben, wobei der Umfang dieses Betrages im
Quadranten II den Export des Gutes (Ex) anzeigt. Der inländische Konsum dieses
Gutes entspricht nun der Differenz zwischen inländischer Produktion und
Exportgütermenge von (Ex).
Wir verschieben nun ausgehend vom
Autarkiezustand den Produktionsblock entlang der Indifferenzkurve, welche die
Transformationskurve tangiert. Der Koordinatenursprung zeichnet im Quadranten II
(Nordost) eine neue Kurve, die als Handelsindifferenzkurve bezeichnet wird und
welche die Kombinationen von Export- und Importgütern anzeigt, die dem Inland
die gleiche Wohlfahrt garantieren wie im Autarkiezustand. Die so entstehende
Handelsindifferenzkurve geht durch den Koordinatenursprung, der die
Autarkiesituation widerspiegelt.
In ähnlicher Weise gehen wir nun
von dem Produktionsblock aus, der gegenüber dem Autarkiezustand nach oben
verschoben wurde und eine Indifferenzkurve mit höherem Nutzen tangiert. Wenn
wir nun diesen Produktionsblock entlang der neuen Indifferenzkurve bewegen,
entsteht im Quadranten (Nordwest) eine zweite Handelsindifferenzkurve, welche
oberhalb der zuerst eingezeichneten Handelsindifferenzkurve liegt. Auf die
gleiche Weise können wir für jedes denkbare Nutzenniveau des Inlandes eine
Handelsindifferenzkurve ableiten.
Schließlich können wir aus den
Handelsindifferenzkurven die Tauschkurve des Inlandes (TI) ableiten.
Der Fahrstrahl aus dem Koordinatenursprung gibt hierbei jeweils an, zu welchem
Verhältnis sich Export- und Importgüter tauschen; man spricht hierbei von den
Terms of Trade (ToT). Jeder Fahrstrahl tangiert eine Handelsindifferenzkurve.
Dieser Tangentialpunkt gibt offensichtlich an, welche Kombinationen von Export-
und Importgütern dem Inland bei alternativen Terms of Trade den höchstmöglichen
Nutzen stiften und die deshalb bei freiem Tausch von den Inländern gewählt
werden. Wir verbinden zum Schluss all diese Tangentenpunkte und erhalten die
von Alfred Marshall entwickelte Tauschkurve des Inlandes.
Wir entwickeln nun in einem
weiteren Schritt in analoger Weise die Handelsindifferenzkurven und hieraus
schließlich die Tauschkurve des Auslandes.
Wir sind nun in einem letzten
Schritt in der Lage, das Handelsgleichgewicht zu bestimmen. Wir betrachten
hierzu den Quadranten II (Nordost). Die beiden Tauschkurven schneiden sich in
einem Punkt; dieser Punkt gibt an, bei welcher Kombination von Export- und Importgütern
das Inland mit dem Ausland übereinstimmt. Die durch diesen Punkt gehenden
Handelsindifferenzkurven des In- und des Auslandes geben an, welches
Nutzenniveau das In- und Ausland erzielt, der Fahrstrahl, der den
Koordinatenursprung mit diesem Schnittpunkt verbindet, gibt schließlich die
Terms of Trade an, bei dem ein Gleichgewicht erreicht wird.
Welche Folgerungen lässt das von
Meade entwickelte Modell zu? Das Ausmaß des Außenhandelvolumens wird bestimmt
durch die Preisverhältnisse bei Autarkie. Bei Identität dieser Preisverhältnisse
entsprechen sich die Fahrstrahle an beide Tauschkurven im Ursprung. Kein
Außenhandel ist unter diesen Bedingungen vorteilhaft.
Je größer der Unterschied der
nationalen Preisverhältnisse ist, umso größer ist auch das Außenhandelsvolumen.
Da die Stückkosten von der Ausbringungsmenge abhängen, nähern sich die
Preisverhältnisse durch Außenhandel einander an. Dies bedeutet, dass im Allgemeinen
keine vollständige Spezialisierung zu erwarten ist.
Internationale Preisunterschiede
ergeben sich nicht nur aus unterschiedlichen Kostenstrukturen, sondern auch
durch Unterschiede in der Bedarfsstruktur. Jedes Land wird sich auf die Güter
spezialisieren, bei denen es komparative Preisvorteile aufweist.
Im Allgemeinen liegt das
Tauschgleichgewicht für beide Länder auf einer höheren HI-Kurve (bei einer
höheren Wohlfahrt) als im Autarkiezustand. Trotzdem könnte ein Land durch
Begrenzung des Außenhandels eine höhere Wohlfahrt erzielen als bei Freihandel.
Welche Kritik wurde gegen diese
Theorie vorgetragen? Als erstes wurde kritisiert, dass ein empirischer Test
dieser Theorie erschwert ist, da Opportunitätskosten nicht messbar sind und da
Preisverhältnisse zumeist nur nach Einführung des Außenhandels bekannt sind. Um
festzustellen, ob ein freier Handel die Wohlfahrt einer Volkswirtschaft
gesteigert hat, müsste man jedoch die unterschiedlichen in- und ausländischen
Preisverhältnisse vor Einführung des Freihandels kennen. Die Preisverhältnisse
nach Einführung des Freihandels sind jedoch aufgrund des Anpassungsprozesses
gleich hoch.
Eine zweite Kritik besagt, dass
die Theorie der komparativen Kosten nicht erklären kann, warum in der Realität
ein Außenhandel vor allem zwischen Volkswirtschaften ähnlicher Strukturen
stattfindet, obwohl entsprechend der Theorie der komparativen Kosten gerade der
Handel zwischen Volkswirtschaften mit unterschiedlichen Produktionsstrukturen
vorteilhaft sein müsste.
Entsprechend der neueren
Außenhandelstheorie entscheiden vor allem die Güterqualität und die jeweils
realisierten Marktformen über den internationalen Wettbewerbsvorteil. Weiterhin
wird hier der Versuch unternommen, auch die Variablen, welche innerhalb der
neoklassischen Außenhandelstheorie als nicht weiter zu untersuchende Daten
galten, zu erklären.
So hängt z. B. die Entwicklung der
Bedarfsstruktur vom Pro-Kopf-Einkommen ab. Mit zunehmendem Wohlstand steigt zunächst
der Anteil der Industrieprodukte und damit der kapitalintensiven Güter an; bei
weiterem Wachstum erhöht sich der Anteil der Dienstleistungen und damit der
arbeitsintensiven Güter. Auch der Wandel in der Technik kann selbst wiederum
vom Wohlstandsniveau abhängen. Dies gilt vor allem im Rahmen der These vom
verkörperten technischen Fortschritt.
Schließlich hängt vom Wohlstand
auch die Entwicklung der Produktionsfaktoren ab. Die Bevölkerungswachstumsrate
geht mit zunehmender Entwicklung zurück, die Wachstumsrate des Kapitals steigt
jedoch relativ an.
Das von E. Heckscher und B. Ohlin
formulierte Theorem enthält eine allokative wie eine distributive Hypothese.
Die allokative These besagt, dass ein Land jeweils die Güter exportieren wird,
die in dem Faktor intensiv sind, der relativ reichlich vorhanden ist. Hierbei
wird die relative Knappheit am Verhältnis des Faktoreinsatzes im In- und
Ausland gemessen:
(F1/F2)I > (F1/F2)A F1 : Faktor 1 z. B.
Arbeit
Bisweilen wird die relative
Knappheit aber nicht am Verhältnis der Faktormengen, sondern der Faktorkosten
gemessen:
(L/K)I > (L/K)A L: Lohnkosten, K: Kapitalkosten.
Es gilt nun folgende These: Mit
zunehmender Entwicklung wird Arbeit immer knapper und deshalb teurer, also wird
sich ein hoch entwickeltes Land vorwiegend auf kapitalintensive Güter spezialisieren
und arbeitsintensive Güter importieren.
Was besagt nun die distributive
These des Heckscher-Ohlin-Theorems? Aufgrund des Außenhandels nähern sich die
Faktorpreisverhältnisse einander an. Da die arbeitsintensiven Güter in einem
hoch entwickelten Land vorwiegend importiert werden, geht die Nachfrage nach
Arbeit – und damit auch der Lohn – relativ zurück. Der jeweils knappe Faktor
erleidet also aufgrund einer Liberalisierung des Außenhandels
Einkommensverluste.
Bringen wir als Beispiel die Handelsbeziehungen
zwischen den USA und Japan in den frühen 50er Jahren des 20. Jahrhunderts. Die
USA waren das weiterentwickelte Land, während Japan damals noch am Anfang der
Industrialisierung stand. Deshalb war der Faktor Arbeit in USA knapp, in Japan
jedoch relativ reichlich vorhanden.
Im Rahmen des
Heckscher-Ohlin-Theorems wurde auch die These vom vollständigen Ausgleich der
internationalen Faktorpreisverhältnisse entwickelt. Diese These gilt allerdings
nur bei Gültigkeit zahlreicher unrealistischer Annahmen. So wird erstens von
identischen Produktionsfunktionen im In- und Ausland ausgegangen. Weiterhin
werden Produktionsfunktionen vom Typ Cobb-Douglas unterstellt, es gilt der
Grenzproduktivitätssatz, wonach die Produktionsfaktoren zu ihren Grenzprodukten
entlohnt werden. Hierbei muss unterstellt werden, dass auf allen Güter- und
Faktormärkten vollständige Konkurrenz herrscht. Schließlich wird
stillschweigend unterstellt, dass sich die Faktorintensitäten aufgrund des
Außenhandels nicht umkehren. Umkehrende Faktorintensitäten lägen z. B. vor,
wenn Land A vor Einführung des Außenhandels im Produktionsfaktor Arbeit als
relativ knapp galt, dass aber aufgrund der Produktionsänderungen in Folge des
Freihandels schließlich der Produktionsfaktor Kapital als relativ knapp
anzusehen sei.
Wenden wir uns nun der
Beweisführung für einen vollständigen Faktorpreisausgleich zu. Der Freihandel baut die Güterpreisunterschiede
ab. Bei gleichen Güterpreisverhältnissen entsprechen sich jedoch auch die
Faktoreinsatzverhältnisse:
Es gilt also auch: p1/p2 = GP2A/GP1A.
Nun hängen die Grenzprodukte von insgesamt
drei Faktoren ab, und zwar:
- von den Strukturparametern der
Produktionsfunktion,
- von dem jeweiligen
Produktionsniveau und
- von der jeweiligen partiellen
Faktorintensität (k).
Die Strukturparameter sind im In-
und Ausland gleich, sofern identische Produktionsfunktionen unterstellt werden.
Wenn darüber hinaus homogen-lineare Produktionsfunktionen angenommen werden,
hängen die Grenzprodukte nicht mehr vom Produktionsniveau ab. Es verbleibt also
die Abhängigkeit vom relativen Faktoreinsatz:
p1/p2 = f1(k1)/f2(k2)
Gleiche Faktoreinsatzverhältnisse
führen schließlich zu gleichen Faktorpreisverhältnissen. Es gilt für beide
Produkte x1 und x2:
l = p * GPa ; i = p *
GPk
l/i
= f(k1) = f(k2)
Also entspricht einem bestimmten
Faktoreinsatz auch ein bestimmtes Faktorpreisverhältnis.
Einem
bestimmten Güterpreisverhältnis entspricht auch ein ganz bestimmtes Faktoreinsatzverhältnis:
Unten
stehende Grafik zeigt schließlich, dass unter den gemachten Annahmen identische
Güterpreisverhältnisse auch identische Faktorpreisverhältnisse nach sich
ziehen.
Da jedoch diese Bedingungen in der
Realität nahezu nie erfüllt sind, kommt es auch bei vollständigem Freihandel
niemals zu einem vollständigen Ausgleich der Faktorpreisverhältnisse.
Vergleichen
wir nun das Heckscher-Ohlin-Theorem mit der Theorie der komparativen Kosten: Die Theorie der komparativen Kosten kennt nur einen
allokativen Aspekt, da nur ein Faktor unterstellt wird. Das
Heckscher-Ohlin-Theorem kennt auch einen distributiven Aspekt.
Heckscher und Ohlin versuchen eine
Antwort auf die Frage, warum bei internationaler Arbeitsteilung ein bestimmtes
Gut relativ billiger produziert werden kann. Bei Ricardo wird die Frage nach
den Gründen für die komparativen Kostenvorteile nicht gestellt. Bisweilen
spricht man von Ricardo-Gütern, wenn der Kostenvorteil auf einer überlegenen
Technik beruht.
Wenden wir uns der Kritik am
Heckscher-Ohlin-Theorem zu. W. Leontief wies in den 50er Jahren in empirischen
Untersuchungen nach, dass die USA nach Japan vorwiegend arbeitsintensive
Produkte exportierten, obwohl entsprechend dem Heckscher-Ohlin-Theorem die USA
wegen ihres relativen Kapitalreichtums eigentlich kapitalintensive Güter hätten
exportieren müssen.
Es gibt mehrere Versuche, dieses
Paradoxon aufzulösen: Ein erster Erklärungsversuch wurde von Leontief selbst
vorgenommen: Heckscher-Ohlin hätten einen gleichen Stand an Technik in beiden
Ländern unterstellt, de facto sei jedoch in dem betrachteten Zeitraum die
Arbeitsproduktivität in USA höher als in Japan gewesen. Höhere Arbeitsqualität
in den USA bedeute quasi hohes human capital; damit seien auch die in formalem
Sinne als arbeitsintensiv geltenden Güter in Wirklichkeit reichlich mit
Kapital (mit human capital) ausgestattet.
Ein zweiter Erklärungsversuch geht
davon aus, dass die USA zwar reichlich mit Kapital ausgestattet seien, dass
aber gleichzeitig die USA auch eine überdurchschnittlich große Nachfrage nach
kapitalintensiven Gütern entfaltet hätten, sodass sich aufgrund dieses Umstandes
die Faktorpreisverhältnisse wieder angenähert hätten.
Ein dritter Erklärungsversuch wurde von Roy F. Harrod versucht. Im Zuge der internationalen Arbeitsteilung könnten sich u. U. die Faktorintensitäten umkehren. Ein Gut, das zunächst bei geringer Produktion arbeitsintensiv war, kann ab einer bestimmten Ausbringungsmenge an kapitalintensiv werden. Das Heckscher-Ohlin-Theorem gilt aber nur bei nicht umschlagenden Faktor-Intensitäten.
Fortsetzung folgt!