Gliederung:
1. Inflation Voraussetzung für Konjunkturbelebung?
2. Macht Reichtum wirklich glücklich?
3. Sicherheit durch Überwachung und korrektes Verhalten?
4. Moralisches Handeln stets im Interesse jedes einzelnen?
5. Wem Gott ein Amt gibt, dem gibt er auch den Verstand
6. Lügen haben kurze Beine
7. Abschreckungsstrategie verhindert Atomkrieg?
8. Rationale Entscheidung stets besser als Intuition?
9. Bilder lügen nicht
10. Wo Rauch, da Feuer
11. Angriff ist die beste Verteidigung
12. Recht auf Waffe erhöht die Sicherheit?
Gliederung:
1. Das Problem
2. Die Rechtfertigung der Befürworter
3. Sicherheitslage bei gleichen Bedingungen
4. Sicherheitslage unter normalen Bedingungen
5. weitere Folgen
6. Alternativen
1. Das Problem
In den Vereinigen Staaten von Amerika hat jeder Bürger das Recht, eine Waffe zu besitzen und sich mit der Waffe gegen Jeden zu wenden, welcher ihn angreift oder sein Grundstück ohne Erlaubnis betritt. Hierbei bezieht sich dieses Recht nicht nur auf einfache Gewehre und Pistolen, sondern umfasst u. a. auch Repetiergewehre.
Dieses Recht wird vor allem von den Republikanern verteidigt, obwohl in der Vergangenheit wiederholt Amokläufe mit Einsatz von Waffen erfolgt sind und obwohl seit langem von einem großen Teil der Bürger eine Beschränkung dieses Rechtes gefordert wird.
Unter diesem Eindruck und aufgrund starken Protestes vor allem auch der Schüler, die in den letzten Jahren in besonderem Maße unter diesen Straftaten zu leiden hatten, hatte Präsident Donald Trump zwar zunächst versprochen, die bestehenden Waffengesetze zu verschärfen, machte jedoch nach einigen Tagen wiederum einen Rückzieher und wiederholte die schon vorher von ihm formulierte Forderung, die Lehrer sollten sich stattdessen bewaffnen und sich bei einem Überfall mit der Waffe zur Wehr setzen.
Auf der Erde sind einem neuen Bericht zufolge mehr als eine Milliarde Handfeuerwaffen im Umlauf. Rund 857 Millionen befanden sich Ende 2017 in den Händen von Zivilisten - das sind etwa 85 Prozent. Lediglich 13 Prozent gehörten der Studie Small Arms Survey zufolge im vergangenen Jahr zu Arsenalen von Militärs und nur weitere 2 Prozent wurden von Strafverfolgungsbehörden genutzt.
Vor allem wegen der zunehmend bewaffneten Zivilisten sei der weltweite Bestand an Handfeuerwaffen im vergangenen Jahrzehnt gewachsen, hieß es in der Studie. Nur etwa 100 Millionen der weltweit 857 Millionen Handfeuerwaffen von Zivilisten waren registriert.
Die meisten Handfeuerwaffen pro Kopf in Zivilbesitz - 120 Stück pro 100 Einwohner - gibt es der Studie zufolge in den USA. Insgesamt sind es dort 393 Millionen Handfeuerwaffen. Damit sind mehr Waffen im Besitz amerikanischer Zivilisten als zusammen genommen in den 25 Ländern, die in der Rangliste folgen.
Auf Platz zwei folgt nach den USA der Jemen (53 Stück pro 100 Einwohner), dann kommen Montenegro und Serbien sowie Kanada und Uruguay. Deutschland landet in dem Pro-Kopf-Vergleich gemeinsam mit Frankreich und dem Irak auf dem 20. Platz (knapp 20 Stück pro 100 Einwohner).
Wir wollen uns in diesem letzten Kapitel mit der Auffassung kritisch auseinandersetzen, dass die Sicherheit vor Einbrüchen und Überfällen dadurch gesteigert werden könnte, dass jedem Bürger Besitz und Gebrauch von Waffen gestattet werde.
Wir werden diese Auseinandersetzung damit beginnen, dass wir uns nach den Begründungen der Befürworter des Rechts auf Waffen für jeden Bürger fragen und in einem zweiten Schritt anhand von Simulationen überprüfen, wie sich denn die Sicherheitslage eines Bürgers verändert, wenn er sich mit Hilfe von Waffen zu erwehren versucht.
Wir werden dann in einem dritten Schritt zeigen, dass gerade dieses liberale Waffenrecht nicht nur nicht verhindern konnte, dass zahlreiche Einbrüche und andere Bedrohungen der Bürger stattfanden oder dass diese zumindest nicht spürbar zurückgingen, sondern darüber hinaus letzten Endes auch dazu beigetragen hat, dass Polizisten in den USA in viel stärkerem Maße aks sonst üblich von der Waffe Gebrauch machen und auch Bürger erschießen oder schwer verletzen, welche keinerlei kriminelle Absichten verfolgen.
In einem letzten Schritt wollen wir überprüfen, welche anderen Möglichkeiten bestehen, sich gegenüber Einbrüchen und ähnlichen Delikten zu erwehren und wir werden zeigen, dass diese alternativen Methoden auch nicht weniger erfolgreich sind im Kampf gegen Einbrüche, dass sie vermutlich sogar die Sicherheitslage verbessern könnten.
2. Die Rechtfertigung der Befürworter
Fragen wir uns nun in einem ersten Schritt, mit welchen Argumenten denn die Befürworter dieser These ihre Überzeugung begründen. Sie gehen davon aus, dass jeder Bürger das Recht hat, sich gegen Anfeindungen und Überfällen jeder Art zu wehren und sind davon überzeugt, dass die Einbrecher nur deshalb einen Einbruch verüben, weil sie leichtes Spiel haben, weil die Einbrecher davon ausgehen, dass sich die Betroffenen nicht wehren. Sobald aber klar sei, dass sich die Betroffenen zur Wehr setzen, würden Diebe auf Einbrüche und Überfälle stärker als bisher verzichten. In Folge davon gingen die Straftaten auch deutlich zurück.
Wenn wir unterstellen könnten, dass in der Vergangenheit zunächst in einem ersten Schritt beide Parteien, die Einbrecher bzw. Angreifer sowie die Betroffenen ganz ohne eigene Waffen gewesen wären und nun die Angegriffenen sich dadurch wehren würden, dass sie sich bewaffnen, könnte man in der Tat dieser Argumentation zustimmen. Die Angegriffenen wären zunächst eindeutig gegenüber den Einbrechern im Vorteil, solange die Einbrecher selbst ihre Einbrüche nach wie vor ohne Bewaffnung tätigen würden.
Es entspricht allgemeiner Überzeugung, dass sich derjenige, der angegriffen wird, auch das Recht hat, sich des Angriffs zu erwehren und wenn er den Überfall nicht auf andere Weise als dadurch abwehren kann, dass er zur Waffe greift, dann ist er auch entsprechend unserer Sittenlehre hierzu berechtigt.
Und wir können sogar davon ausgehen, dass der Angegriffene oftmals gar nicht zur Waffe greifen muss, dass es also ausreicht, dass er bewaffnet ist, dass er also im Bedarfsfall schießen könnte. Dies allein wirkt wie eine versteckte Drohung und da sie für den potentiellen Angreifer sichtbar ist, wird er – so hat es den Anschein – von seinen verbrecherischen Absichten Abstand nehmen.
Natürlich ist hier auf Erden nichts absolut sicher. Auch in diesem idealen Falle könnten wir nicht davon ausgehen, dass diese Rechnung in jedem Einzelfall aufgeht, dass also bei einer allgemeinen Bewaffnung jedes Bürgers überhaupt keine Einbrüche mehr stattfänden. Auch dann, wenn dieses Recht besteht, wird sich nicht jeder Bürger tatsächlich bewaffnen.
Ein Einbrecher kann von der Annahme ausgehen, dass sich bestimmte Bürger eben nicht bewaffnet haben oder dass er vielleicht stark genug sei, einen Bürger zu überraschen und zu überrumpeln, selbst dann, wenn dieser eine Waffe besitzt.
Schließlich basiert die Annahme, dass ein genereller Waffenbesitz aller oder zumindest der meisten Bürger zu mehr Sicherheit führt, auf der Hypothese, dass sich alle Menschen, auch die Einbrecher und Aggressoren, rational verhalten, also jeweils das tun, das auch ihnen selbst am besten nützt.
Wir können aber in Wirklichkeit nicht davon ausgehen, dass automatisch dann, wenn die meisten Bürger von diesem Recht, sich zu bewaffnen, auch Gebrauch machen würden, jede Untat unterbleiben würde.
Diese Einsicht mag zwar aus der Sicht des einzelnen Betroffenen fatal sein. Schließlich hängt sein Schicksal nicht davon ab, was im Allgemeinen passiert. Er ist allein an seinem eigenen Schicksal interessiert. Und den Bürgern rings um ihn herum mag es noch so sehr besser als bisher ergehen, für den einzelnen vom Einbruch Betroffenen ist diese allgemeine Sicht ohne jede Bedeutung, für ihn ist es im Nachhinein keinesfalls beruhigend, dass es den Anderen besser als bisher geht, solange er von diesen Verbesserungen ausgeschlossen bleibt.
Ganz im Gegenteil. Diejenigen, die nun auch nach der Bewaffnung trotzdem überfallen werden, werden vielleicht noch stärker frustriert sein, weil sie ein Schicksal erleiden, das sie nicht mehr mit den Anderen teilen können. Bekanntlich ist geteiltes Leid geringeres Leid.
Aus der Sicht der Allgemeinheit könnte man trotzdem davon ausgehen, dass die generelle Bewaffnung der Bürger ein Erfolg darstelle, wenn diese Annahmen zutreffen würden. Zwar wäre es natürlich besser, wenn auf diese Weise alle Einbrüche vermieden werden könnten. Trotzdem bedeutet es einen Erfolg, wenn die Zahl der Einbrüche auf diesem Wege verringert und zwar spürbar verringert werden könnte.
Aber bei diesem Zustand wird es nicht lange bleiben. Auch die Einbrecher werden sich bewaffnen, um sich gegen die Angegriffenen besser wehren zu können. Der Vorteil der Angegriffenen war also dann nur vorübergehend für eine kurze Phase, in der sich die Einbrecher noch nicht an die veränderte Situation (die Angegriffenen wehren sich mit Waffen) angepasst haben.
3. Sicherheitslage bei gleichen Bedingungen
Die bisher unterstellten Annahmen entsprechen allerdings in keinster Weise der Wirklichkeit. Es ist ja gerade der Umstand, dass Einbrecher und andere Aggressoren in der Vergangenheit in immer stärkerem Maße die Angegriffenen mit Schusswaffen bedroht haben, der in der Bevölkerung das Verlangen geweckt hat, sich ebenfalls zu bewaffnen und ihr Haus und Eigentum mit der Waffe zu verteidigen.
Wir wollen deshalb in einem zweiten Schritt unterstellen, dass zwischen den Einbrechern und der Bevölkerung im Hinblick auf den Besitz und die Anwendung von Waffen gleiche Bedingungen herrschen, zwar nicht in dem Sinne, dass nun jeder Einbrecher und jeder aus der Bevölkerung sowohl im Hinblick auf den Besitz einer Waffe als auch in der Befähigung, notfalls mit dieser Waffe umgehen zu können, sich gleichen.
Es mag durchaus in beiden Gruppen (Einbrecher,
bedrohte Bevölkerung) große Unterschiede geben. So muss unterstellt werden,
dass es natürlich auch bei einer generellen Bewaffnung der gesamten Bevölkerung
noch Einbrecher gibt, welche ohne Waffe einbrechen, genauso wie natürlich nicht
jeder Bürger eine Schusswaffe angeschafft hat und sich gegebenenfalls gegen
jeden Einbrecher auch mit der Waffe in der Hand zur Wehr setzt.
Es soll nur in diesem ersten Schritt unterstellt werden, dass sich die Gesamtgruppen der Aggressoren und Einbrecher im Hinblick auf Waffenbesitz und Gebrauch nicht wesentlich unterscheiden, dass aber innerhalb beider Gruppen eine große Bandbreite recht unterschiedlichen Verhaltens der einzelnen Mitglieder beider Gruppen besteht. Wir werden dann in einem dritten Schritt sehen, dass selbst diese zunächst durchaus sinnvoll erscheinende Annahme keinesfalls der Wirklichkeit entspricht und dass die tatsächlichen Verhältnisse einen wesentlich geringeren Erfolg einer Bewaffnung der Bevölkerung versprechen.
Wie steht es nun mit dem Erfolg eines Waffenbesitzes bei Unterstellung der oben genannten Bedingungen (Waffengleichheit)? Könnten wir zumindest dann, wenn diese Bedingungen erfüllt wären, davon ausgehen, dass die Bedrohung der Bevölkerung insgesamt spürbar zurückgeht?
Wenn im Hinblick auf Schusswaffenbesitz und Anwendung keine Unterschiede zwischen beiden Gruppen bestünden, müsste man davon ausgehen, dass es etwa in der Hälfte der Fälle (Einbrüche bezw. Angriffe) den Bürgern gelingt, den Einbrecher abzuwehren, dass aber in der verbleibenden Hälfte es dem Einbrecher gelingt, auch Bürger, welche eine Waffe besitzen und gewillt sind, diese im Notfall anzuwenden, in Schach zu halten und deshalb ungeschoren davon zu kommen.
Nun mag man durchaus zugeben, dass man auch dann noch von einem beachtenswerten Erfolg sprechen könnte, wenn nicht in jedem Falle eine Aggression verhindert werden könnte, wenn es aber gelänge, die tatsächliche Zahl der Aggressionen zu halbieren. Nur ist eben die Hoffnung, dass ein Bürger, welcher sich eine Schusswaffe zulegt und gewillt ist, von dieser auch im Bedarfsfalle Gebrauch zu machen, aus diesen Gründen mit Erfolg nahezu jede Aggression verhindern könnte, wirklichkeitsfremd.
Aber selbst in diesem Falle kann man nicht mehr davon sprechen, dass es sich bei der Bewaffnung der Bevölkerung mit Schusswaffen um eine Lösung handelt, welche auf jeden Fall empfohlen werden sollte. Bei der Entscheidung zugunsten oder zuungunsten der Waffenlösung ist ja nicht nur zu überprüfen, ob diese Maßnahme auch effizient ist (also in diesem Falle Aggressionen spürbar vermindert), sondern es ist darüber hinaus zweitens zu überprüfen, ob diese Maßnahme unter den bekannten Maßnahmen zur Abwehr von Aggressionen auch als bestmögliche zu bezeichnen ist.
Schließlich muss auch vor einer Entscheidung in dieser Frage überprüft werden, ob die einzelnen zur Diskussion stehenden Alternativen zu unerwünschten Sekundärwirkungen im Hinblick auf andere politische Zielsetzungen führen. Wir werden weiter unten sehen, dass gerade im Hinblick auf mögliche negative Sekundärwirkungen eine Aufrüstung der Bevölkerung mit Schusswaffen schlecht abschneidet.
4. Sicherheitslage unter normalen Bedingungen
Wir können in der Realität nicht davon ausgehen – wie wir bisher unterstellt haben –, dass die Chancen zwischen Aggressor und Angegriffenen stets gleich verteilt sind. Vielmehr spricht vieles dafür, dass die Aggressoren in dieser Frage aus mehreren Gründen die besseren Karten als die Angegriffenen haben.
Als erstes gilt es darauf hinzuweisen, dass ganz generell – auch im Verhältnis der Staaten zueinander – der Aggressor eben durch seine Aggression Vorteile vor demjenigen erlangt, welcher sich gegen Angriffe zur Wehr setzen muss. Wir erwähnten bereits im vorhergehenden Kapitel dieser Vorlesung über das Schlagwort: ‚Angriff ist die beste Verteidigung‘, dass der Aggressor zwar keinesfalls immer den Krieg zu seinen Gunsten wenden kann, dass er aber sehr wohl durch die Aggression einige Pluspunkte sammeln kann.
Hierzu zählt erstens das Überraschungsmoment. Der Aggressor kann angreifen, auch wenn es der angegriffene Staat gar nicht vermutet. Der Aggressor kann aber auf jeden Fall dadurch punkten, dass er Zeit und Ort bestimmen kann und deshalb solche Bedingungen wählen kann, bei denen er selbst im Vorteil, der angegriffene Staat (Bürger) jedoch im Nachteil ist. Dies galt in der Vergangenheit z. B. für die Wahl der Schlachtordnung oder für einen Angriff, bei denen der Angegriffene durch die Wetterlage im Nachteil ist.
Diese Vorteile gelten selbstverständlich auch für die Auseinandersetzungen der Privaten untereinander. Auch hier gilt, dass z. B. der Einbrecher zu einem Zeitpunkt einbricht, welcher für den Wohnungsbesitzer überraschend kommt. Vor allem bei bandenmäßigem Einbruch erkunden die Diebe in einem ersten Schritt die Gewohnheiten der zu bestehlenden Bewohner, sie planen vorwiegend Einbrüche in Zeiten, in denen die Bewohner ihre Wohnung verlassen haben. Und gerade in Zeiten, in denen im Normalfall alle Erwachsenen einer Erwerbstätigkeit außerhalb des Hauses nachgehen und die Kinder sich in Schulen oder Tagesstätten aufhalten, nützt es den Überfallenen überhaupt nichts, dass sie eine Waffe besitzen.
Gleicherweise kommen ja auch Angriffe auf der Straße für den Angegriffenen plötzlich, auch hier bemühen sich die Angreifer Situationen auszunutzen, in denen der Angegriffene gar nicht an einen Angriff denkt, sind die Angreifer zu zweit oder dritt, können sie zunächst die anzugreifende Person ablenken, also der eine Dieb lenkt die Aufmerksamkeit des Anderen auf sich, sodass ein zweiter Dieb die Möglichkeit erhält, vom Anderen unbemerkt etwas zu entwenden.
Halten wir fest: Gleichgültig, ob jeder über eine Waffe verfügt oder nicht, er ist wiederholt Situationen ausgesetzt, in denen er gar nicht von seiner Waffe Gebrauch machen kann und die Diebe sind hier in der Lage, durch vorheriges Auskundschaften solche Situationen zu erkunden und künstlich herbeizuführen.
Darüber hinaus kommt es den Einbrechern zugute, dass sie einen Einbruch wiederholt durchführen und auf diese Weise auch im Umgang mit Waffen Routine erlangen. Für die Bewohner gilt hingegen, dass der wohl größte Teil der Bevölkerung von Einbrüchen verschont bleibt und dass diejenigen, bei denen eingebrochen wurde, in aller Regel nicht nochmals diesen Schicksalsschlag erleiden, bei nur ganz wenigen Bewohnern treten Einbrüche oder auch andere Angriffe mehrfach auf. Und dies bedeutet, dass eben der normale Bürger gerade keine Routine im Umgang mit Waffen – zumindest nicht im Zusammenhang mit Einbrüchen – erlangen kann.
Es kommt noch hinzu, das vor allem bei organisierten Verbrechern die Einbrecher vermutlich regelrecht im Umgang mit Waffen geschult werden und auf diese Weise in dieser Hinsicht zu Profis werden. Auch diese Eigenschaft fehlt bei den normalen Bürgern. Sie haben gar nicht die Zeit, das Waffenhandwerk regelrecht zu erlernen.
Natürlich gibt es unter den Bewohnern auch eine kleine Gruppe von Individuen, welche schon aus Berufsgründen oder weil sie einem Schützenverein angehören, den Umgang mit der Waffe von Grund auf erlernt haben. In diesen Fällen sind die Chancen beider Gruppen (der Diebe wie der Bestohlenen) im Großen und Ganzen gleich gut. Es handelt sich hierbei wohlbemerkt nur um eine kleine Gruppe. Und für diese Gruppe gilt, dass sie ja ohnehin berufsmäßig eine Waffe besitzen und das Waffenhandwerk erlernt haben. Es bringt für die Gesamtheit keinen Vorteil, wenn auch die anderen Bewohner mit einer Waffe ausgerüstet sind.
Schließlich sind die Einbrecher und privaten Aggressoren auch deshalb den normalen Bürgern überlegen, weil sie zumeist ein moralisch niedrigeres Niveau aufweisen. Sie brechen ja ein oder greifen Menschen an, weil sie nicht bereit sind, sich an das Recht und an die allgemeinen Sittenregeln zu halten. Kämpfen aber zwei Menschen miteinander, dann hat in aller Regel derjenige die besseren Karten, der sich weniger an moralische Regeln hält.
Der normale, auf dem Boden des Rechts stehende Bürger dürfte im Allgemeinen eher Skrupel haben als der Einbrecher, ganz bewusst auf einen anderen Menschen – mag der auch ein Verbrecher sein – eine Waffe anzulegen.
Wäre der Verteidiger im Waffenumgang ausgebildet, könnte er auch davon ausgehen, dass ihm ein gezielter Schuss gelingt und dass die Gefahr, den Einbrecher zu töten, gering wäre. Der Normalbürger, der das Schießhandwerk nicht gelernt hat, lauft stets Gefahr, beim Gebrauch der Waffe ungewollt den Einbrecher zu töten und wird gerade aus diesen Gründen beim Abschuss mit der Waffe unsicher werden und gerade deshalb gegenüber dem Einbrecher zögerlicher auftreten.
5. Weitere Folgen
Im Rahmen der Diskussion, inwieweit bestimmte Maßnahmen der Politik erwünscht sind, gilt es nicht nur die Effizienz dieser Maßnahme zu überprüfen, es muss auch geklärt werden, ob unter Umständen von dieser Maßnahme Wirkungen ausgehen, welche andere Ziele der Politik beeinträchtigen.
Das Recht eines Jeden, Waffen zu besitzen und sich mit Waffen zur Wehr zu setzen, hat die fatale Wirkung, dass auch die Polizisten in stärkerem Maße als ohne dieses Recht von ihrem Recht Gebrauch machen müssen.
Halten sie z. B. Autofahrer zur Kontrolle an, so müssen sie stets befürchten, dass die Betroffenen sich mit der Waffe zur Wehr setzen. Den einzelnen Befragten ist nicht anzusehen, wie sie sich verhalten werden, fast jede Bewegung kann von den Polizisten falsch gedeutet und als Versuch gewertet werden, dass der Befragte versucht, zur Waffe zu greifen.
Aus dieser Ungewissheit heraus entsteht die Gefahr, dass auch die Polizisten unüberlegt reagieren und ebenfalls zu schnell zur Waffe greifen und Bewegungen der Angesprochenen oftmals falsch deuten. Man muss hierbei bedenken, dass die Polizisten ja nicht als Privatperson handeln, sondern im Auftrag des Staates und deshalb überzeugt sind, dass sie im Recht sind und dass jeder Widerstand der Anderen geahndet werden darf.
Es nimmt deshalb auch nicht wunder, dass den Polizisten in den USA bei ihrer Ausbildung eingetrichtert wird, bei der geringsten vom allgemeinen Verhaltensschema abweichenden Haltung der Befragten zur Waffe zu greifen und stets darauf zu achten, dass sie als erste von der Waffe Gebrauch machen.
Und bei einer solchen Ausgangslage ist es dann auch nicht verwunderlich, dass in den USA immer wieder in stärkerem Maße als in anderen Ländern Privatpersonen im Verkehr erschossen werden.
Die Polizei hat im Prinzip stets die Wahl zwischen der Strategie der Deeskalation und des konsequenten und brutalen Niederschlagens ausbrechender Gewalt. Zugunsten des konsequenten Durchgreifens wird zumeist angeführt, dass man Widerstand schon von Anfang an im Keime ersticken muss, dass verbrecherische Maßnahmen stets zurückgehen, wenn stets – ohne Ausnahme – hart zugegriffen werde.
Eine solche Strategie bringt jedoch die Gefahr mit sich, dass die Situation gerade aufgrund dieses Vorgehens und sofortigen Zurückschlagens eskaliert. Es ist nämlich keinesfalls sicher, dass diejenigen unter den Bürgern, welche den Aufstand proben, klein beigeben werden.
Oftmals fühlen auch sie sich im Recht und wollen die staatliche Polizeimacht schwächen, oftmals sind Verbrecherbanden ohnehin gewaltbereit und haben es gelernt, zurückzuschlagen und nicht klein beizugeben. Auch kann schon die Wut des Angegriffenen dazu führen, dass jede Vernunft vergessen wird und dass auch dann zurückgeschlagen und sich gewehrt wird, wenn bei nüchterner Betrachtung ein Nachgeben für die Betroffenen vorteilhafter wäre.
Fatal bei der Strategie des sofortigen Losschlagens ist weiterhin die Tatsache, dass es sehr schwierig sein wird, eine einmal eingeschlagene Strategie wieder aufzugeben. Gewalt führt fast immer zur Gegengewalt, also auch die von der Polizei Bedrohten rüsten weiter auf und die Polizei kann es sich in diesem Falle auch dann nicht leisten, zur alternativen Strategie überzugehen, wenn gute Gründe für eine Strategie der Deeskalation sprechen.
Der Vorteil einer Strategie der Deeskalation besteht vor allem darin, dass erstens die Gefahr gemindert wird, dass die Wut der angegriffenen Randalierer gesteigert wird, dass also auf diese Weise die Gefahr sogar vermindert wird, dass auf der Gegenseite unvernünftig gehandelt wird und die Gewaltbereitschaft auch dann erhöht wird, wenn sie nicht im eigenen Interesse der Betroffenen liegt.
Zweitens wird in diesem Falle die Gefahr vermindert, dass diejenigen Passanten, welche an und für sich nur einen friedlichen Protest planen oder vielleicht sogar nur unbeteiligte Personen sind, Partei ergreifen und sich mit den Randalierern solidarisch erklären.
Schließlich muss man sich darüber im Klaren werden, dass bei einer Eskalation der Gewalt von einem bestimmten Punkt an auch bei nüchterner Betrachtung unklar wird, wer denn nun im Recht ist, weil natürlich auch dann, wenn im ersten Schritt die Polizisten im Recht sind, einen Aufstand nieder zuschlagen, hier aber diese selbst Handlungen vollziehen können, welche Unrecht darstellen, gegen die sich dann diejenigen wiederum zur Wehr setzen, welche diese Auseinandersetzung begonnen hatten.
Alle diese Überlegungen zur Deeskalation wurden in der Vergangenheit wiederholt mit Erfolg durchgeführt und gerade auf diese Weise wurde die Situation entschärft und das Ausmaß der Verwüstungen nach einer Demonstration spürbar vermindert.
Der US-Präsident Donald Trump hatte – wie bereits angedeutet – nach dem letzten Amoklauf in einer Schule den Vorschlag gemacht, die Lehrer sollten sich bewaffnen und auf diese Weise Amokläufe bekämpfen.
Ganz davon abgesehen, dass auch heute schon in den Vereinigten Staaten von Amerika die Lehrer grundsätzlich die Möglichkeit haben, Waffen in den Unterricht mitzubringen, würde eine solche Maßnahme wohl kaum ausreichen, um Amokläufe in Zukunft zu unterbinden oder zumindest spürbar zu verringern.
Im Allgemeinen muss davon ausgegangen werden, dass Amokläufe aufgrund von irrationalen Handlungen erfolgen und auch deshalb auch dann noch zu befürchten sind, wenn bei rationaler Überlegung Jeder, der einen Amoklauf vornimmt, eigentlich besser täte, er würde die Tat unterlassen.
Amokläufe zeichnen sich ja auch heute noch dadurch aus, dass sie trotz ansteigender Fälle zu Ausnahmeerscheinungen gehören, die gerade deshalb keiner Gesetzmäßigkeit folgen. Selbst dann, wenn man davon ausgehen könnte, was sicherlich nicht der Fall ist, dass die Erziehung ganz generell erfolgreich verlaufe, dass es weniger Amokläufe als bisher gebe, es gibt auf dieser Welt keinen 100%igen Erfolg, stets wird es Ausnahmen geben und stets muss deshalb auch in einer Gesellschaft mit einer befriedigenden Erziehung damit gerechnet werden, dass es doch Einzelfälle gibt, in denen die Erziehung versagt hat.
Aber selbst dann, wenn tatsächlich eine allgemeine Bewaffnung der Lehrer dazu führen würde, dass sich die Sicherheitslage in den Schulen geringfügig verbessern würde, würde das, was wir für die Erfolgsaussichten bei normalen Einbrüchen festgestellt haben, sinngemäß auch für Amokläufe in Schulen gelten. Auch hier muss damit gerechnet werden, dass die Amokläufer oftmals die besseren Schützen als die Lehrer sind und selbst dann, wenn die Startchancen zwischen beiden Gruppen gleichgroß wären, wäre ja nur in 50% der Fälle ein Erfolg wahrscheinlich. Auch der Amokläufer hat den Vorteil, dass sein Handeln überraschend kommt, auch er bestimmt Zeitpunkt und Ort seines Handelns.
Wenn die Lehrer ganz generell aufgefordert werden, bewaffnet in der Schule zu lehren, besteht die zusätzliche Gefahr, dass die Lehrer diese Waffen nicht nur verwenden, um zukünftige Amokläufe von außen zu verhindern, sondern diese auch zur Verteidigung gegen aufmüpfige Schüler einsetzen.
Gerade heutzutage ist im Zuge des Mobbings in den sozialen Medien die Gefahr groß, dass sich immer weniger Lehrer gegenüber gewaltbereiten Schülern zur Wehr setzen können und dass deshalb oftmals bei einer generellen Bewaffnung der Lehrer diese die Waffen auch zur Verteidigung gegen Schüler einsetzen würden.
Und eine solche Haltung führt dann notwendiger Weise dazu, dass auch die älteren Schüler sich dadurch zur Wehr setzen und ihr Machtpotential gegenüber den Lehrern vergrößern, dass sie sich selbst bewaffnen.
Hierdurch wird der Erziehungserfolg aber erneut in Frage gestellt, jetzt nicht nur dadurch, dass Amokläufe nicht erfolgreich abgewehrt werden können, sondern auch dadurch, dass sich nun auch die Auseinandersetzung zwischen Lehrern und Schülern bewaffnet vollzieht.
6. Alternativen
In der Politik kann man in aller Regel davon ausgehen, dass zur Lösung eines Problems zumeist mehrere Alternativen zur Verfügung stehen. Eine rationale Politik setzt voraus, dass man diese Alternativen miteinander vergleicht und zwar einmal im Hinblick auf ihre Effizienz, zum andern im Hinblick auf mögliche negative Sekundärwirkungen auf andere Ziele der Politik. Dies gilt auch für die Frage, auf welchem Wege eine möglichst hohe Sicherheit realisiert werden kann.
Wir hatten bereits gesehen, dass Deeskalation in vielen Fällen die bessere Alternative darstellt als der Versuch, jede Verletzung des Rechts mit Waffengewalt zu bekämpfen. Die Durchsetzung brutaler Gewalt führt nämlich oftmals dazu, dass Bürger, welche eigentlich die Absicht haben, nur friedlich zu demonstrieren, dann, wenn sie brutal angegriffen werden, ebenfalls zur Waffe greifen. Auch muss damit gerechnet werden, dass bei zu schnellem und brutalem Niederschlagen der Proteste an und für sich unbeteiligte Passanten Partei für die Demonstranten und gegen die Polizei ergreifen.
Natürlich bedeutet Deeskalation nicht Verzicht auf Verfolgung von Straftaten, dieser wäre ebenfalls fatal, weil immer dann, wenn es der Staat verabsäumt, Vergehen zu verfolgen und zu bestrafen, die Gefahr besteht, dass das Nichtverfolgen von Straftaten als Anreiz dient, die Gesetze in noch stärkerem Maße als bisher zu übertreten. Der Königsweg liegt auch hier in der goldenen Mitte.
Wir haben oben davon gesprochen, dass ein unbeschränktes Recht der Bürger, sich mit Waffen gegen jeglichen privaten Angriff zu wehren, leicht zu einer Art Aufrüstung führt. Dies führt aber nicht nur zu einer Eskalation der Gewalt, sondern gleichzeitig wird im günstigsten Falle die Sicherheitslage nicht verbessert.
Das Sicherheitsniveau wird nämlich primär nicht durch das absolute Ausmaß der Bewaffnung, sondern vorwiegend durch die Art und Weise bestimmt, in welchem Umfang der Bedrohte besser ausgerüstet ist als sein potentieller Gegner. Rüstet also der Bedrohte auf, so ist im Allgemeinen damit zu rechnen, dass auch der Bedrohende nachrüstet und dies bedeutet das der Bedrohte nichts gewonnen hat, weil er ja aufgrund der Aufrüstung nur seine absolute, nicht aber die entscheidende relative Macht erhöht hat.
Allerdings weist gerade dieser Umstand (es kommt primär auf die relative und nicht auf die absolute Macht an) auch darauf hin, dass man über eine gegenseitige Abrüstung die Sicherheitslage verbessern könnte.
Bei einer gleichmäßigen Abrüstung aller würde nämlich die Sicherheitslage nicht verschlechtert, da ja in diesem Falle nichts an der relativen Stärke verloren geht. Gleichzeitig könnten jedoch die Kosten, welche für die Sicherheit aufzubringen sind, entscheidend verringert werden. Und dies hinwiederum bedeutet, dass knappe Ressourcen für andere Ziele zur Verfügung stehen.
Schließlich besteht bei einer permanenten Aufrüstung stets die Gefahr, dass aus mehr zufälligen Gründen ein offener Streit losbricht, da nämlich Waffenbesitz auch dazu verleitet, die eigenen Waffen auszuprobieren.
Abrüstung wäre also in der Tat ein geeignetes Mittel, die allgemeine Wohlfahrt (mehr Sicherheit bei geringerem materiellen Aufwand) zu steigern. Trotzdem dürften in Wirklichkeit die Chancen einer Abrüstung gering sein. Eine echte Chance für eine Abrüstung besteht nur dort, wo zwei etwa gleichgroße Gegner übereinkommen, wechselseitig abzurüsten. Es ist hier möglich, das Verhalten der Gegenseite zu überprüfen und wenn beide gleichstark sind, ändert sich ja wie gezeigt die Sicherheitslage aufgrund der Abrüstung nicht.
Je mehr beteiligte Gegner jedoch vorhanden sind und je ungleicher die Bewaffnung zu Beginn einer solchen Alternative (Abrüstung) ist, um so geringer sind die Chancen, dass es tatsächlich zu einer Abrüstung kommt.
Erstens lässt sich in diesem Falle sehr viel schlechter kontrollieren, ob all die anderen ebenfalls abrüsten. Oftmals sind ja die potentiellen Gegner noch nicht einmal bekannt. Eine Einigung zwischen vielen Gegnern zu erreichen, ist viel schwieriger als wenn sich nur zwei Gegner einigen müssen.
Zweitens können in diesem Falle gerade diejenigen, welche nur über eine geringe Macht verfügt haben, versucht sein, die allgemeine Abrüstung dazu benutzen, um über eine einseitige Aufrüstung den anderen, stärkeren Gegnern gegenüber gleichzuziehen.
Drittens sinkt die Bereitschaft, sich an der Abrüstung zu beteiligen in dem Maße, in dem der Einzelne über eine geringere Macht verfügt. In dem zumeist langwierigen Prozess der wechselseitigen Abrüstung bleibt ja derjenige mit dem geringsten Waffenbesitz zu Beginn der Abrüstung auch lange Zeit der Schwächere. Sein Interesse an der Abrüstung ist deshalb solange gering, als die potentiellen Gegner über ein größeres Waffenarsenal verfügen.
Und gerade dieses Wissen veranlasst auch diejenigen, welche das stärkste Waffenpotential besitzen, nicht bis zu einer totalen Waffenfreiheit abzurüsten. Sie würden nämlich in diesem Falle vielleicht ihre Sicherheitslage gegenüber dem stärksten Gegner trotz Abrüstung nicht verschlechtern, liefen aber dennoch Gefahr, dass bisher unbedeutende, kaum bewaffnete Gegner die allgemeine Abrüstung ausnutzen, um durch Aufrüstung an Macht zu gewinnen.
Abrüstung allein reicht somit nicht aus, um die Sicherheitslage entscheidend zu verbessern. Eine nachhaltige Verbesserung der Sicherheitslage wird man nur erreichen, wenn man nach den Ursachen fragt, welche dazu führen, dass viele Individuen die Sicherheit der Bürger verletzen. Fragen wir uns also danach, weshalb z. B. immer wieder eingebrochen wird.
Der wohl wichtigste Grund dafür, dass Jemand einbricht, dürfte darin liegen, dass er keine Gelegenheit für eine normale erwerbswirtschaftliche Tätigkeit hat. Er ist arbeitslos, er braucht jedoch für ein Überleben Einkünfte und besorgt sich materielle Güter, in dem er einbricht.
Dass er arbeitslos geblieben ist, hat jedoch in vielen Fällen selbst wiederum zur Ursache, dass er keine ausreichende Ausbildung erfahren hat und eine mangelnde Ausbildung kann teilweise daran liegen, dass die Eltern aus Kostengründen eine ausreichende Ausbildung ihrer Kinder verweigern oder auch gar nicht realisieren können oder aber auch deshalb, weil die Eltern in den ersten Jahren ihrer Kinder auf deren Erforschungsdrang nicht eingegangen sind.
Es ist aber unbedingt erforderlich, dass auf diesen kindlichen Erforschungsdrang eingegangen wird, dass also das Fragen der Kinder nach der Ursache eine Belohnung erfährt. Nur dann, wenn diese Voraussetzungen in den ersten Kindesjahren erfüllt werden, kann man damit rechnen, dass der Jugendliche dann auch später auf den Schulen Interesse am Lernen hat, dass er bereit ist, die Anstrengungen, die jedes ernsthafte Lernen mit sich bringt, auf sich zu nehmen.
Eine nichtausreichende Ausbildung ist somit in vielen Fällen die eigentliche Ursache dafür, dass Jugendliche keinen normalen Beruf ergreifen und deshalb zu gewaltigen Handlungen übergehen.
Zusätzlich dürfte in vielen Fällen auch der Umstand, dass die Eltern zu wenig Zeit für ihre Kinder aufbringen, dafür verantwortlich sein, dass ihre Kinder sich Straßenbanden zuwenden, in denen jeweils die physisch Stärksten und am meisten amoralisch Handelnden das Sagen haben und die Jugendlichen zu Diebstählen und andern Verbrechen verleiten.
Im Hinblick auf die Sicherheit gegenüber Einbrüchen dürfte der Umfang an Einbrüchen aber auch einfach an der Nachlässigkeit der Bürger liegen. Gebäude lassen sich auf vielfältige Art mit einfachen Maßnahmen sichern, oftmals lassen Bürger ihre Wohnungen vollkommen ungesichert und verleiten gerade dadurch die Diebe, in diese Wohnungen einzubrechen.
Auf diesem Wege könnte sicherlich der Umfang der Einbrüche drastisch reduziert werden, wobei selbstverständlich auf diesem Wege allein es niemals möglich sein wird, jeden Einbruch zu verhindern. Es wäre aber bereits ein großer Gewinn, wenn z. B. die Anzahl an Einbrüchen halbiert werden könnte.
In jüngster Zeit wurden im Zuge des Internets Sicherungsanlagen entwickelt, welche von zentraler Stelle gelenkt werden. Auf diese Weise kann sicherlich auf der einen Seite das absolute Sicherungsniveau erhöht werden, weil hier die neuesten und sichersten Anlagen zum Zuge kommen können, während bei individueller Ausrüstung immer damit zu rechnen ist, dass ein Teil der Bewohner eben nicht zu den sichersten Anlagen greifen, sondern aus Unkenntnis oder um Kosten zu sparen, zu Anlagen greift, welche nicht dem jeweils möglichen Sicherungsstandard entsprechen.
Auf der anderen Seite erhöht sich aber gerade bei diesen zentral gesteuerten Anlagen das Risiko, da die potentiellen Einbrecher oder auch Terroristen die Möglichkeit erhalten, in diese Systeme einzudringen, sie zu manipulieren und damit in großem Ausmaß Einbrüche überhaupt erst zu vollziehen.
Natürlich kosten effektive Sicherungsanlagen viel Geld und von einem bestimmten Kostenniveau an entsteht die Frage, ob sich diese Anlagen tatsächlich lohnen. Auch hier erfordert die Rationalität, Kosten und Ertrag einer Maßnahme zu vergleichen und eine Aufrüstung in den Sicherungsanlagen ist nur solange sinnvoll, solange die potentiellen Verluste durch Einbrüche höher ausfallen als die Kosten der Sicherungsanlage.
Es gibt stets eine Alternative zum Anbringen von Sicherungsanlagen. Da ja Einbrüche immer nur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit zu erwarten sind, können die individuellen Kosten durch Abschluss eines Versicherungsvertrages gesenkt werden. Muss der Einzelne die bei einem Einbruch entstandenen Verluste selbst tragen, sind die individuellen Kosten enorm.
Schließt jedoch ein Bewohner eine Versicherung ab, welche die bei einem Einbruch entstandenen Kosten übernimmt, so werden die Kosten auf alle Bewohner umgelegt, welche einen Versicherungsvertrag abgeschlossen haben und die durchschnittlichen Kosten eines Versicherungsnehmers sind in diesem Falle wesentlich geringer und übersichtlicher.
Schließt der Einzelne keinen Versicherungsvertrag ab, so kann er, wenn er Glück hat und wenn bei ihm kein Einbruch erfolgt, kostenfrei ausgehen, er kann aber auch Pech haben, dass gerade bei ihm eingebrochen wurde, vielleicht sogar mehrmals und dass ihm in diesem Falle die gesamten beim Einbruch entstandenen Verluste zufallen.
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Hiermit endet die Reihe ‚Vorlesungen‘. Die bisher veröffentlichten Vorlesungen können nach wie vor im Archiv eingesehen und bei Bedarf kostenlos heruntergeladen werden. Lediglich Vorlesungen mit neuen, bisher nicht behandelten Themen werden nicht mehr angeboten.
An die Stelle der Vorlesungen tritt ab sofort eine
neue Serie ‚Auf ein Wort‘. Sie unterscheidet sich von der Serie ‚Artikel‘
in mehreren Punkten.
Während die Artikel ein langfristig diskutiertes Problem aufgreifen, kommen in der Serie ‚Auf ein Wort‘ aktuelle Themen zur Sprache, die aber vielleicht nach einigen Monaten nicht mehr in der Öffentlichkeit diskutiert werden.
Artikel bemühen sich weiterhin um eine eingehende wissenschaftliche Analyse, es geht hier weniger um die Problematik der Ziele, sondern vorrangig um die Frage, inwieweit die von den Politikern angewandten Instrumente geeignete Mittel zur Erreichung der jeweils verfolgten Ziele darstellen.
In der Serie ‚Auf ein Wort‘ wird zu den Themen Stellung bezogen und es werden die zur Diskussion stehenden Maßnahmen bewertet. Diese Einlassungen haben also eher den Charakter eines Kommentars zu politischen Alltagsthemen.
Während die Artikel schließlich eine eingehende und deshalb auch notwendiger Weise ausführliche, viele Seiten umfassende Analyse bringen, geht es in der Serie ‚Auf ein Wort‘ eher um kurze, wenige Seiten umfassende Statements.